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In der heutigen digitalen Ära arbeitet die Europäische Union an der Umgestaltung der Umsatzsteuer mit der Initiative „VAT im digitalen Zeitalter“ (ViDA). Das Hauptziel von ViDA ist es, die Umsatzsteuer an das digitale Zeitalter anzupassen und insbesondere Steuerbetrug mithilfe von Technologie zu bekämpfen. Dieser Betrug beinhaltet das Nichtmelden und Nichtabführen der Umsatzsteuer durch Steuerpflichtige. Die EU-Kommission veröffentlichte ihren ersten Bericht über die ViDA-Initiative am 21. Juli 2022 und skizzierte vielversprechende Veränderungen auf EU-Ebene:

Digitale Meldepflichten und Elektronische Rechnungsstellung: Die ViDA-Initiative wird neue Anforderungen an die VAT-Meldung und die Einführung der elektronischen Rechnungsstellung einführen, um die VAT-Deklaration und -Erhebung zu digitalisieren und zu vereinfachen.

Besteuerung der Plattformwirtschaft: Die Besteuerung der Plattformwirtschaft wird angepasst, um die Einhaltung und Fairness sicherzustellen.

Erweiterung des One-Stop Shops (OSS): Das OSS-Registrierungssystem wird in der EU ausgeweitet. Der OSS vereinfacht die VAT-Compliance für Unternehmen, die grenzüberschreitende Aktivitäten innerhalb der EU durchführen.

Anpassungen auf nationaler Ebene:

Auf nationaler Ebene ergreifen mehrere Länder, darunter Deutschland, Maßnahmen, um ihre VAT-Systeme an das digitale Zeitalter anzupassen. Die Koalitionsvereinbarung der deutschen Regierung sieht die rasche Einführung eines landesweiten elektronischen Systems zur Erstellung, Überprüfung und Übermittlung von Rechnungen (verpflichtendes E-Invoicing) vor. Dies soll die Betrugsanfälligkeit des deutschen VAT-Systems erheblich reduzieren und gleichzeitig die Interaktionen zwischen Behörden und Unternehmen modernisieren und vereinfachen.

Im November 2022 stellte Deutschland einen Antrag bei der Europäischen Kommission zur Genehmigung der Einführung des E-Invoicing auf nationaler Ebene, möglicherweise unter Abweichung von bestimmten Bestimmungen der VAT-Richtlinie. Obwohl detaillierte nationale Pläne noch nicht bekannt sind, ist klar, dass die Richtlinien der ViDA-Initiative der EU, insbesondere in Bezug auf das E-Invoicing, die zukünftigen Schritte Deutschlands in dieser Hinsicht beeinflussen werden.

Aktueller Stand des E-Invoicing:

Der Bericht der EU-Kommission zur ViDA-Initiative im Juli 2022 beleuchtete die Digital Reporting Requirements (DRR). Dazu gehören Verpflichtungen für Unternehmen, Daten periodisch oder kontinuierlich in digitalem Format an nationale Steuerbehörden zu übermitteln, möglicherweise unter Verwendung von obligatorischem E-Invoicing. Es ist wichtig, zwischen nationalen E-Invoicing-Systemen zu unterscheiden, die in einigen EU-Mitgliedstaaten für Inlandstransaktionen existieren, und der ViDA-Initiative, die die E-Invoicing-Standards für grenzüberschreitende Transaktionen harmonisieren möchte.

Italien hat als Vorreiter ein obligatorisches E-Invoicing-System, bekannt als Sistema di Interscambio (SDI), für alle Inlandstransaktionen eingeführt. Bis September 2021 hatten zwölf EU-Mitgliedstaaten bereits Formen von digitalen VAT-Meldepflichten eingeführt.

Im Rahmen der Vorbereitung auf die ViDA-Initiative planen mehrere EU-Länder, darunter Frankreich, Polen, Spanien und Belgien, in den kommenden Jahren die Einführung von E-Invoicing-Systemen mit unterschiedlichen Zeitplänen und Schwellenwerten.

E-Invoicing-Modelle und Umsetzung:

E-Invoicing-Modelle beinhalten strukturierte elektronische Rechnungen, die eine automatisierte und digitale Verarbeitung ohne Medienbrüche ermöglichen. Italien hat bereits 2019 ein obligatorisches E-Rechnungssystem für alle Inlandstransaktionen implementiert. E-Rechnungen basieren auf XML-Formaten, die eine maschinelle Verarbeitung ermöglichen und sich nicht für die menschliche Sichtprüfung eignen. Eine Herausforderung besteht darin, den XML-Datensatz für Menschen lesbar zu machen.

Die Umsetzung der elektronischen Rechnungsstellung kann über verschiedene Standards und technische Spezifikationen erfolgen. Die europäische Norm DIN-16931 gibt die Verwendung des strukturierten Datenformats XML für den elektronischen Rechnungsaustausch vor.

Fazit und Empfehlungen für die Praxis:

Unternehmen sollten sich bereits jetzt auf die bevorstehenden Änderungen in Bezug auf E-Invoicing-Modelle und die Mehrwertsteuerregelung vorbereiten. Dies umfasst die Bewertung von Datenformaten aus ERP-/IT-Systemen, die notwendigen Anpassungen in den Abteilungen (z. B. Steuer, IT, Buchhaltung) und die Identifizierung von Geschäftsvorfällen und Besonderheiten. Es ist ratsam, sich frühzeitig auf die technischen Anforderungen vorzubereiten, um die Prozesse zu optimieren und die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.

Die Einführung von E-Invoicing und die Umsetzung der ViDA-Initiative haben weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Geschäftsprozesse. Daher ist es von großer Bedeutung, diese Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und sich entsprechend vorzubereiten.

Insgesamt ist die digitale Transformation der VAT und die Einführung von E-Invoicing auf nationaler und EU-Ebene ein bedeutendes und komplexes Thema, das eine sorgfältige Planung und Vorbereitung erfordert. Unternehmen sollten sich bereits jetzt mit den bevorstehenden Änderungen auseinandersetzen und sicherstellen, dass sie in der Lage sind, den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

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About usDie Mehrwertsteuerregelung (VAT) im digitalen Zeitalter: Aktuelle Entwicklungen auf EU- und nationaler Ebene